Wundheilung nach einer Bauchgeburt
In diesem Artikel möchten wir euch die Wundheilungsphasen und Behandlungsmöglichkeiten einer Narbe nach einer Bauchgeburt vorstellen.
Bei der Heilung dieser Gewebeverletzung unterscheidet man zwischen vier Phasen, die zur Wundheilung beitragen: die Haemostasis, die Entzündungs-, Proliferations- und Remodellierungsphase. Wir erklären euch jede einzelne untenstehend.
Eine Bauchgeburt, auch als Kaiserschnitt oder Sectio caesarea bezeichnet, ist eine chirurgische Methode zur Entbindung eines Kindes. Dabei wird das Baby durch einen Schnitt in der Bauchdecke der Mutter geboren, anstatt durch die vaginale Geburt über den Geburtskanal. Die Gründe für diese Art der Entbindung sind vielfältig, wir werden in diesem Artikel nicht näher darauf eingehen.
Anneke hat im Juni 2024 ihr erstes Kind auf diese Weise entbunden und kann euch nun auch aus ihrer persönlichen Sicht Behandlungsempfehlungen geben.
Bei der Operation entsteht durch den Schnitt am Unterbauch eine Narbe, die eine Behandlung nach der Entbindung erfordert. Diese zielt darauf ab, die Heilung zu fördern, Schmerzen zu lindern, Komplikationen zu vermeiden und das kosmetische Erscheinungsbild zu verbessern. Es ist also auch wichtig für dich als Mama, dass du nach dir schaust, damit du für dein kleines Wunder sorgen kannst. Welche Maßnahmen dir helfen können, erläutern wir nachfolgend.
Direkt nach der Operation ist deine Narbe vorerst noch mit einem größeren Pflaster abgedeckt. Es befinden sich Fäden im inneren und äußeren Bereich, die sich heutzutage meistens von alleine auflösen und sonst ca. 10 Tage post-operativ gezogen werden sollten. Spätestens mit der Fadenentfernung kannst du die Abdeckung (auch mithilfe der Hebamme) entfernen. Es gibt verschiedene kleinere Pflaster, die du nachfolgend nutzen kannst. Zum Duschen kannst du wasserfeste Pflaster verwenden, was aber nicht zwingend notwendig ist. Auf ein Bad solltest du vorerst verzichten, genauso wie das Baden in öffentlichen Gewässern (letzteres sowieso aufgrund der Lochien, das Wundsekret der Gebärmutter, die sich als vaginale Blutung für einige Wochen äußert).
Wundheilungsphasen
Haemostasis (wenige Stunden):
Durch den Schnitt entsteht eine Blutung. Blutgefässe ziehen sich zusammen, um die Blutung so gering wie möglich zu halten und zu stoppen. Daran beteiligt sind verschiedene Zellen und Proteine.
Entzündungsphase (wenige Tage):
Ist die Blutung gestoppt, erweitern sich die Gefässe wieder, die Immunabwehr wird durch den Stoffwechsel aktiviert. Das betroffene Gebiet kann anschwellen und röten. Bakterien werden von körpereigenen Zellen aus dem Gewebe gespült.
Proliferationsphase (wenige Wochen):
Neue Gefässe und Gewebe (Kollagen) werden gebildet, ein Narbengewebe entsteht. In dieser Zeit ist es wichtig, das richtige Mass zwischen Ent- und Belastung zu finden, damit das verletzte Gebiet seine Funktionalität wiedererlangt, ohne sich erneut zu entzünden oder zu verkleben.
Remodellierungsphase (bis zu zwei Jahren):
Die Phase ist abschliessend die längste. Bis zu zwei Jahre kann es dauern bis das neue Gewebe vollständig gebildet und gefestigt ist.
Narbenpflege
Bei Anzeichen einer Infektion, wie langanhaltende Rötung, Schwellung oder Eiterbildung, sollte die Narbe von einer Fachperson angeschaut werden. Regelmässige Nachuntersuchungen durch deine Hebamme oder Physiotherapeut/in können sicherstellen, dass der Heilungsprozess überwacht wird.
Sauberkeit:
Halte in den ersten Wochen die Narbe sauber, steril und trocken, um Infektionen zu vermeiden.
Sanftes Reinigen:
Verwende nur Wasser, um die Narbe sanft zu reinigen. Meist reicht es, wenn das Wasser beim Duschen einfach über die Narbe fliesst.
Trocknen:
Tupfe die Narbe nach der Dusche vorsichtig mit einem sauberen Handtuch ab, oder lasse sie am besten an der Luft richtig trocknen.
Kühlen:
Ein Kühlpad kann Schwellungen und Schmerzen lindern. Verwende niemals eines direkt aus dem Eisfach, das kann die Wundheilung negativ beeinflussen, da sich die Gefässe aufgrund der starken Kälte zusammenziehen!
Narbencremes oder -gele:
Produkte wie Cremes oder -gele können das Erscheinungsbild der Narbe verbessern. Bereits nach dem Fädenziehen, darfst du das Gewebe sanft massieren. Wir empfehlen die Produkte von Decalys - Narbenfreie Hautregeneration.
Pflaster:
Es gibt Silikonpflaster, die du nach der Entbindung auf die Narbe kleben kannst. Auch hier kannst du die Produkte von Decalys - Narbenfreie Hautregeneration nutzen.
Sonnenschutz:
Schütze die Narbe vor allem die ersten zwei Jahre vor Sonneneinstrahlung, da UV-Strahlen das Narbengewebe verdunkeln können. Verwende Sonnenschutzcreme mit hohem Lichtschutzfaktor, auch wenn die Narbe in der Sonne abgedeckt ist.
Behandlung
Physiotherapie:
In allen Fällen kann eine Physiotherapie empfohlen werden, um die Beweglichkeit zu verbessern und Narbenverklebungen vorzubeugen und zu lösen. Wir bei Physio Restart verwenden Kinesiotape und Schröpfgläser sowie manuelle Techniken und Übungen zur Aufdehnung und Stabilisierung.
Kinesiotape:
Du kannst nach der Entfernung der Fäden eine Tape-Anlage verwenden. Das Tape hat eine abschwellende Wirkung und kann die Festigkeit des Narbengewebes reduzieren. Auch hier können wir Physiotherapeut/innen helfen.
Laser:
Deine Wochenbetthebamme kann dir schon recht früh eine Behandlung mit dem CO2-Laser anbieten. Kleine Energieimpulse können die Neuanregung von Kollagen begünstigen.
Massage:
Nach der Fadenentfernung und äußeren Heilung der Narbe (frühestens 4 Wochen) kann eine intensivere Massage der Narbe helfen, die Durchblutung zu fördern und das Narbengewebe (Kollagen) geschmeidiger zu machen. Bei der Massage solltest du in verschiedene Richtungen gehen, und auch die Narbe mit den Fingern zupfen. Beziehe das Gewebe ober- und unterhalb der Narbe mit ein. Eine Massage der gesamten Bauchdecke hilft zur Rückbildung der inneren Organe sowie der gesamten Faszie.
Wichtig: Wir empfehlen dir mit dem Pflaster und Tape immer wieder Pausen zu machen, damit die Narbe mit den anderen Massnahmen behandelt werden kann und auch Luft bekommt. Du kannst zum Beispiel das Pflaster 3 Tage nutzen, 1-2 Tage die Narbe frei lassen, massieren, und dann 3 Tage das Tape nutzen.
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Autorin:
Anneke Penny
Referenzen:
Wallace HA, Basehore BM, Zito PM. Wound Healing Phases. [Updated 2023 Jun 12]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2024 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK470443/