Schmerz und Verkrampfung im Vaginalbereich
Aktualisiert: 14. Apr.
Sex kann aufregend und lustvoll sein, aber leider auch ein Albtraum für jene, die an Dyspareunie leiden. Und der jährliche Besuch bei dem Frauenarzt oder der Frauenärztin wird nicht selten von Personen mit Vaginismus vermieden.
Wie viele Mädchen und Frauen von ein oder beiden Diagnosen betroffen sind, ist schwer zu sagen, da nur wenige darüber sprechen geschweige denn eine medizinische Fachkraft aufsuchen. Wieso ist das so?
Was bedeuten diese beiden Begriffe, die sich auf die Frauengesundheit beziehen?
Vaginismus
... wird oft als eine unwillkürliche, vaginale Verkrampfung im Beckenbodenbereich während der Penetration des Penis, des Einführen eines Fingers oder Tampons beschrieben. Das Beschwerdebild ist schon seit vielen, vielen Jahren bekannt. Genauer gesagt seit 1547, wobei zwar der Begriff Vaginismus noch nicht fiel aber der Zustand erstmals beschrieben wurde. 1862 wurde zum ersten Mal Vaginismus als Bezeichnung gebraucht.
Leider ist die Diagnose häufig mit einem Angst-Vermeidungsverhalten und hohem emotionalen Stress verbunden. Die Mädchen und Frauen halten sich vom Besuch bei der Gynäkologin oder beim Gynäkologen fern, sowie von jeglicher sexueller Handlung (z.B. Selbstbefriedigung oder Vaginalverkehr).
Dyspareunie
... dys bedeutet falsch/fehl und pareunie ist ein Bettgenosse, es beschreibt einen schmerzhaften Zustand während oder unmittelbar nach dem vaginalen Geschlechtsverkehr. Die meisten Mädchen oder Frauen scheitern bei 50% der Versuche vaginalen Geschlechtsverkehr zu haben. Während der Penetration verkrampfen sich die Muskeln im Beckenbodenbereich derart, dass sie langfristig jegliche Berührungen und Annäherungsversuche mit negativen Emotionen verbinden.
Die Internationale Schmerzklassifikation ordnet Vaginismus und Dyspareunie zu den sexuellen, genitalen Funktionsstörungen ein. Liegen beide Zustände vor, spricht man von einer Genito-Pelvinen Schmerz-Penetrationsstörung (GPSPS). Nicht immer sind diese beiden Diagnosen einfach voneinander zu unterschieden. Im Prinzip besteht der Unterschied darin, dass bei Vaginismus nicht unbedingt der Schmerz und Geschlechtsverkehr im Vordergrund stehen, sondern die Verkrampfung der Muskulatur.
In beiden Situationen ist die Erfolgsrate der konservativen Therapie sehr hoch. Nicht immer lässt sich eine Ursache finden. Es können Traumata (z.B. Missbrauch bereits im Kindesalter), vorangegangene Operationen, Geburten oder Probleme in der Partnerschaft zu diesen Diagnosen führen.
Welche konservativen (nicht-operativen) Behandlungsmöglichkeiten gibt es denn?
Wichtig vorab ist, dass, falls möglich, die eventuellen medizinischen und ggf. auch psychologischen Ursachen abgeklärt werden, um die Behandlung beginnen und erfolgreich beenden zu können. Auch wenn sich nicht viele Betroffene trauen, eine oder mehrere Behandlungsoptionen anzunehmen, gibt es diverse Möglichkeiten, die bereits ohne grossen (Zeit-) Aufwand oder Kosten angewendet werden können.
Sehr wichtig dabei ist, dass die Betroffenen in einem vertrauten Umfeld darüber sprechen können und sich in ihrer Situation verstanden und respektiert fühlen.
Die Massnahmen zielen vor allem auf die Desensibilisierung ab, ein Zustand der Unempfindlichkeit. Dazu gehören die Fähigkeit die Beckenbodenmuskulatur zu entspannen, den verkrampften Muskeltonus und somit Schmerzzustand bestmöglich zu reduzieren. Mithilfe von einem Beckenbodentraining, manueller Therapie, Geräten, Yoga und Meditation sowie Sexualtherapie kann dies erreicht werden.
Zum Beckenbodentraining gehören das Biofeedback und die Elektrostimulation. Dies setzt allerdings voraus, dass eine Sonde (Bild 1) in die Vagina eingeführt werden kann. Um dies zu erreichen, ist es vorher häufig notwendig, eine gewisse Entspannung der Muskulatur zu erzielen und Techniken zu erlernen, die ein Einführen der Sonde erlauben (z.B. äussere, manuelle Techniken durch den:die PhysiotherapeutIn oder progressive Muskelentspannung).
Das Biofeedback in der Physiotherapie-Sitzung kann helfen, die Muskelan- und entspannung als Graph auf dem Bildschirm des Gerätes zu sehen und somit, die Fähigkeit zu Entspannen, zu beeinflussen. Die Stimulation durch Strom soll dies zusätzlich unterstützen. Es gibt Studien, die die 100% Wirksamkeit von Biofeedback beweisen und auch wir bei Physio Restart sehen tolle und schnelle Erfolge.
Dilatoren (Bild 2) sind Geräte, die den Vaginaleingang an das Entspannen ebenfalls gewöhnen können. Sie sehen aus wie Stäbe und sind in unterschiedlichen Grössen verfügbar. Die Patientin kann damit in einem ihr vertrauten Umfeld (auch zuhause) üben.
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Manchmal ist die begleitende Sexualtherapie mit oder ohne Partner:in sinnvoll, um die Verbindung zu sich, seinen Geschlechtsorganen/-bereich sowie Partner:in wiederherzustellen. Es kann hilfreich sein, wenn das Paar die sexuelle Erregung der Frau ohne Penetration erzeugt, um somit den Scheideneingang feucht zu machen, welches ggf. das Eindringen des Penis oder Fingers einfacher gestalten. Über diese und andere Situationen kann mit dem:der Therapeut:in gesprochen werden.
Wende dich bei jeglichen Problemen an eine ausgebildete Fachkraft. Deine Gynäkologin oder dein Gynäkologe und auch Anneke von Physio Restart kennen sich mit diesen Situationen aus und unterstützen dich gerne zurück in dein erfülltes, schmerzfreies Sexualleben und deine Beckenbodengesundheit.
Autorin:
Anneke Penny
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Referenzen:
1. https://www.womentc.com/de/Vaginismus/statistische-Pr%C3%A4valenz/
2. Lahaie MA, Boyer SC, Amsel R, Khalifé S, Binik YM. Vaginismus: a review of the literature on the classification/diagnosis, etiology and treatment. Womens Health (Lond). 2010 Sep;6(5):705-19. doi: 10.2217/whe.10.46. PMID: 20887170.
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7. https://www.vaginismus-selbsthilfe.de/