Tennisellbogen nicht nur bei Tennispieler*innen

Der sogenannte Tennisellbogen (medizinisch: Epicondylitis lateralis humeri) ist eine schmerzhafte Reizung der Sehnenansätze am äusseren Ellenbogen. Trotz des Namens betrifft die Erkrankung nicht nur Tennisspieler*innen – viele Patient*innen haben nie einen Schläger in der Hand gehalten. Besonders häufig tritt sie bei Menschen auf, die regelmässig monotone Hand- oder Armbewegungen ausführen – sei es im Beruf, im Haushalt oder beim Sport.

Ursachen des Tennisellenbogens

Die häufigste Ursache ist eine Überlastung der Unterarmmuskulatur, die dafür sorgt, dass die Sehnenansätze am Ellenbogen gereizt oder sogar mikroskopisch verletzt werden. Typische Auslöser sind:

* Wiederholte Greifbewegungen (z. B. beim Tippen, Schrauben, Heben)

* Sportarten mit häufigem Armschwung

* Arbeiten mit vibrierenden Werkzeugen

* Eine mangelnde Ergonomie am Arbeitsplatz

Typische Symptome

* Schmerzen an der Aussenseite des Ellenbogens

* Schmerzverstärkung beim Heben oder Drehen des Unterarms (z. B. beim Öffnen einer Flasche)

* Druckschmerz am Ellenbogen

* Mitunter Ausstrahlung der Schmerzen in den Unterarm

Diagnose

Die Diagnose wird in der Regel durch eine körperliche Untersuchung gestellt. Dein Arzt oder deine Ärztin wird gezielt Druck ausüben und bestimmte Bewegungen testen. Bildgebende Verfahren (z. B. Ultraschall, MRT) sind nur bei unklaren oder langwierigen Verläufen notwendig.

Behandlungsmöglichkeiten

Die gute Nachricht: Der Tennisellenbogen heilt in den meisten Fällen konservativ – also ohne Operation – wieder aus. Die wichtigsten Behandlungsmassnahmen sind:

  1. Schonung & Aktivitätsanpassung
  2. Vermeidung der auslösenden Belastungen
  3. Pausen bei wiederholten Bewegungen
  4. Ergonomische Anpassungen am Arbeitsplatz
  5. Physiotherapie (Dehnübungen und gezielter Muskelaufbau (exzentrisches Training); Manuelle Therapie zur Entspannung der Muskulatur; Taping oder Bandagen zur Entlastung)
  6. Medikamentöse Therapie
  7. Schmerzmittel oder entzündungshemmende Medikamente (z. B. Ibuprofen)
  8. Bei Bedarf auch lokale Salben oder Injektionen
  9. Stosswellentherapie (Einsatz von energiereichen Schallwellen zur Anregung der Heilung

Besonders bei chronischen Verläufen auch eine Option:

  1. Injektionen (Kortison*, Hyaluron oder Eigenblut. * Vorsicht: Kortison kann kurzfristig helfen, aber bei häufiger Anwendung die Sehne schwächen.)
  2. Operation (nur in Ausnahmefällen, wenn alle konservativen Massnahmen über mehrere Monate keinen Erfolg zeigen. Ziel ist die Entfernung von degenerativem Gewebe)

Was kann ich selbst tun?

* Vermeide vorerst starke Belastung, aber bleibe in Bewegung.

* Führe regelmässig Dehnübungen für die Unterarmmuskulatur durch.

* Kühle bei akuten Schmerzen.

* Verwende eine Bandage oder Tape zur Entlastung – vor allem bei körperlicher Arbeit.

* Lass dich anleiten, wie du deine Unterarmmuskulatur trainieren kannst, um sie widerstandsfähiger zu machen.

Fazit

Der Tennisellenbogen ist unangenehm, aber in der Regel gut behandelbar. Wichtig ist, die Belastung anzupassen, Geduld zu haben und sich bei Bedarf therapeutische Unterstützung zu holen. Eine frühzeitige Behandlung kann helfen, chronische Beschwerden zu vermeiden.

Wenn du unter Schmerzen im Ellenbogen leidest, komm auf uns zu und/oder spreche mit deiner Ärztin oder deinem Arzt – je früher die Therapie beginnt, desto schneller kehrst du zurück zu schmerzfreier Bewegung.

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Dein Physio Restart Team

Functional Movement Screen

Der Functional Movement Screen (FMS) ist ein Screening-Tool, das im Bereich der Sportmedizin und Physiotherapie eingesetzt wird, um die Bewegungsmuster einer Person zu beurteilen und mögliche Ungleichgewichte oder Einschränkungen zu identifizieren. Es wurde entwickelt, um grundlegende Bewegungsmuster zu erfassen, die für normale tägliche Aktivitäten sowie für die sportliche Leistung unerlässlich sind.

Das FMS besteht aus einer Reihe von sieben grundlegenden Bewegungstests, welche die Beweglichkeit, Stabilität und Symmetrie der Bewegung bewerten. Diese Tests sind:

  1. Deep Squat: Bewertet die bilaterale Beweglichkeit und Stabilität der Hüften, Knie und Knöchel sowie die Rumpfstabilität.
  2. Hürdenschritt: Bewertet die beidseitige Beweglichkeit und Stabilität der Hüften, Knie und Knöchel während einer Schrittbewegung.
  3. Inline Lunge: Bewertet die einseitige Beweglichkeit und Stabilität der Hüften, Knie und Knöchel sowie die Rumpfstabilität.
  4. Schulterbeweglichkeit: Bewertet die bilaterale Beweglichkeit und Stabilität der Schultern und der Brustwirbelsäule.
  5. Active Straight Leg Raise: Bewertet die Beweglichkeit der Oberschenkelmuskulatur und der Hüfte bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Rumpfstabilität.
  6. Rumpf Stability Push-Up: Bewertet die Rumpfstabilität und die Kraft des Oberkörpers.
  7. Rotationsstabilität: Bewertet die multiplanare Stabilität und Beweglichkeit des Rumpfes und der Schultern.

Jeder Test wird auf einer Skala von 0 bis 3 bewertet, wobei 3 für eine optimale Bewegung und 0 für Schmerzen oder die Unfähigkeit, die Bewegung auszuführen, steht. Die Ergebnisse der einzelnen Tests werden dann zu einem FMS-Gesamtergebnis kombiniert.

Der Hauptzweck des Functional Movement Screen besteht darin, Bewegungsstörungen oder -ungleichgewichte zu identifizieren, die das Verletzungsrisiko erhöhen oder die Leistung beeinträchtigen könnten.

Es hilft Fachleuten wie PhysiotherapeutInnen, AthletiktrainerInnen sowie Kraft- und KonditionsspezialistInnen, geeignete Trainingsprogramme und Korrekturstrategien zu entwickeln, die auf die spezifischen Bedürfnisse einer Person zugeschnitten sind.

Es ist erwähnenswert, dass das FMS kein Diagnoseinstrument, sondern ein Screening-Tool ist.

Wenn während des Screenings Probleme oder Einschränkungen festgestellt werden, kann eine weitere Beurteilung und Bewertung erforderlich sein, um die zugrunde liegenden Ursachen zu ermitteln und einen geeigneten Behandlungsplan zu entwickeln. Wir überweisen dich gerne, falls eine zusätzliche, ärztliche Massnahme nötig sein sollte.

Weitere Informationen zum FMS findest du hier: Functional Movement Systems.

Bist du an einer Messung interessiert? Kontaktiere uns gerne.

AutorIn:

Anneke und Oliver Penny

Physiotherapie nach einer Knorpel-Operation am Knie

Anneke wurde zum Wintertreffen der GOTS (Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische-Sportmedizin) eingeladen und hielt einen Vortrag über die physiotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten nach einer Knorpeloperation. ZuhörerInnen waren SpezialistInnen aus verschiedenen Fachdisziplinen schweizweit. Mehr Informationen zum Event hier: GOTS – Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (gots-schweiz.ch)

Knorpel

Der Knorpel ist eine Form des Bindegewebes, welcher eine hohe Reissresistenz und Druckelastizität aufweist. In unserem Körper befinden sich drei verschiedene Typen von Knorpel: der hyaline Knorpel, elastische Knorpel und der Faserknorpel. Wir beziehen uns in diesem Beitrag auf den hyalinen Knorpel, der sich in unseren Gelenken befindet. Er enthält keine eigenen Gefässe, sprich keine Blut- und Lymphgefässe sowie Nerven. Wird er nicht durchblutet, hat er somit nach einer Verletzung kein eigenes Heilungspotenzial. Durch die fehlenden Nerven kommen die Schmerzen, die wir empfinden, nicht vom Knorpel sondern von benachbarten, möglicherweise entzündetem Gewebe. Ernährt wird ein Knorpel von der umliegenden Gelenksflüssigkeit und Knorpelhaut, diese bildet sich unter anderem durch adäquate Bewegung, die wir von aussen zuführen. Der Knorpel dient in einem Gelenk als Stütze und Stossdämpfer zwischen den Knochen und Gelenkflächen.

Behandlung – Operation?

Ein Knorpel kann durch ein Trauma, zum Beispiel Anpralltrauma (Sturz) oder Verdrehung passieren oder sich auch durch länger anhaltende Fehl- oder Überbelastungen entwickeln. Es können Begleitverletzungen auftreten, zum Beispiel im Kniegelenk ein Riss des Kreuzbandes oder Meniskus. Die Indikation für eine operative oder für konservative Behandlung bei den Knorpelverletzungen wird mit dem behandelten Arzt oder der Ärztin angeschaut. Viele Faktoren müssen dabei berücksichtigt werden: Alter, Begleitverletzungen, Lokalisation der Knorpelverletzung, Grösse der Läsion, Anforderungsprofil und Ziele der verletzten Person, und viele weitere.

Nachbehandlung – Physiotherapie

Falls die Knorpelverletzung operiert werden musste, ist die direkte physiotherapeutische Behandlung unabdingbar. Ein:e PhysiotherapeutIn informiert sich welche Operationsmethode durchgeführt wurde, welcher Teil des Gelenks und Knorpel betroffen war und welche Einschränkungen vom Arzt oder der Ärztin für die Anfangszeit empfohlen werden. Hilfreich kann sein, wenn diese Unterlagen bereits zum ersten Termin der Physiotherapie mitgebracht werden.

Es kann sein, dass die Beugung im Kniegelenk noch nicht endgradig durchgeführt werden darf, weshalb eine Schiene diese limitiert. Häufig bekommt man Stöcke und darf für die ersten Wochen nicht ganz auftreten. All diese Massnahmen können je nach Operationseingriff 2-6 Wochen andauern. In der Nachbehandlung unterscheiden wir zwischen drei Phasen:

  • die erste Phase, Schutzphase, dauert von Woche 1-6,
  • die zweite, funktionelle und aktive Phase, Woche 6-12,
  • die letzte Phase kann bis zu über einem Jahr dauern und beinhaltet die Rückkehr in den Sport bis ggf. das vorherige Leistungsniveau erreicht wurde.

Phase 1

Die Ziele der ersten Phase beziehen sich auf die Förderung der Wundheilung und leichte Aktivierung der Muskulatur und des Gelenks. Häufig ist das operierte Gebiet am Anfang geschwollen und schmerzt. Da zu Beginn nur eine Teilbelastung an Stöcken erlaubt ist, wird in der Physiotherapie kontrolliert, dass das richtige Abrollen des Fusses durchgeführt wird. Oft wird eine Schiene getragen, die je nach Operation in der Bewegung eingeschränkt ist, um die Heilung nicht zu stören. Ganz wichtig ab Tag 1 der Operation steht die frühzeitige Mobilisation des Gelenks, das Beugen und Strecken des Knies. Auch die Muskulatur darf bereits unbelastet aktiviert und im Verlauf trainiert werden. Weniger ist in dieser Phase noch mehr, aber bald wird die zunehmende Belastung ganz wichtig.

Phase 2

Die zweite Phase hat das Ziel die volle Beweglichkeit des Gelenks wiederherzustellen und die Vollbelastung ohne Stöcke und Schiene zu ermöglichen. Im Verlauf der zweiten Phase sollte der Kraftunterschied im Seitenvergleich (linkes und rechtes Bein) möglichst gering sein, welches durch verschiedene Übungen erreicht werden muss. Der:die PhysiotherapeutIn sollte dabei so oft wie möglich, so viel wie nötig, die Ausführungen kontrollieren und stetige Anpassungen instruieren. Im Fokus stehen bereits jetzt die Anforderungen des:der PatientIn im Alltag, Beruf und beim Sport, damit die richtige Übungsauswahl getroffen wird. Es kann helfen, die Übungen mit einem Video aufzunehmen, um mögliche Fehlbelastungen als PatientIn selbst zu sehen aber auch, um die richtige Ausführung daheim immer wieder anschauen zu können. Das Training wird immer komplexer und funktioneller und sollte die Komponenten Kraft, Koordination, Gleichgewicht, Beinachsenstabilität, Schnelligkeit und Beweglichkeit beinhalten.

Phase 3

Die Rückkehr in den Sport und die vorherige Leistungsfähigkeit ist für viele Betroffene das wichtigste und langfristige Ziel der gesamten Rehabilitation. Und auch nach einer Knorpeloperation ist beides möglich, kann aber bis zu 18 Monate dauern, je nach Operation aber auch unter 1 Jahr. Hier wird die Behandlung immer individueller gestaltet und in Absprache mit dem operierenden Arzt oder der Ärztin, ggf. TrainerIn, ErnährungstherapeutIn, SportpsychologIn und weitere getroffen. Fragebögen, Krafttests und funktionelle Testbatterien (bei uns z.B. das Orthelligent Pro) sollten bei der Entscheidung helfen, ob das operierte Bein aber auch der:die PatientIn bereit für die Rückkehr in den Sport und später auch Abschluss der Therapie ist.

Zusammenfassung und Zielführung

Wichtig ist die physiotherapeutische Nachbehandlung im Anschluss an eine Knorpel-Operation. Ggf. besteht die Möglichkeit bereits vor dem Eingriff einige Sitzungen Physiotherapie zu besuchen, um wichtige Instruktionen zum Thema Gang, Mobilisation und Muskelaktivierung zu erhalten sowie die Schmerzen und Entzündungszeichen auf ein angemessenes Niveau zu halten. Die Behandlung sollte individuell gestaltet werden und im Verlauf stetig angepasst werden.

Autorin:

Anneke Penny

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Referenzen:

1. Amboss 2021

2.Bannuru, R.R. et al. (2019) “OARSI guidelines for the non-surgical management of knee, hip, and polyarticular osteoarthritis,” Osteoarthritis and Cartilage, 27(11), pp. 1578–1589.

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4.Hurley ET, et al (2019). Return-to-play and rehabilitation protocols following cartilage restoration procedures of the knee: A systematic review. Cartilage.

5.Mithoefer K, Hambly K, Della Villa S, Silvers H, Mandelbaum BR. (2009) Return to sports participation after articular cartilage repair in theknee: scientific evidence. Am J Sports Med. 2009 Nov;37 Suppl 1:167S-76S.

6.Nehrer Stefan et al. (2019) „Knorpel und Arthrose im Sport“, GOTS Expertenmeeting Krems (Donau) Österreich

7.Stop X – rehabilitation & prävention von Knieverletzungen (2022) Stop X – Rehabilitation & Prävention von Knieverletzungen.

8.Stone, J. and Schaal, R. (2012) “Postoperative management of patients with articular cartilage repair,” Journal of Knee Surgery, 25(03), pp. 207–212.

9.Valle, C. et al. (2019) Prähabilitation und Rehabilitation nach knorpelregenerativen Eingriffen. Arthroskopie 32, 199–204.

10.Vogt, S. et al. (2012) “Practice in rehabilitation after cartilage therapy: An expert survey,” Archives of Orthopaedic and Trauma Surgery, 133(3), pp. 311–320.

11.Wagner, K.R. et al. (2022) “Rehabilitation, restrictions, and return to sport after cartilage procedures,” Arthroscopy, Sports Medicine, and Rehabilitation, 4(1).